Etappe II: Białogard - Złocieniec [69 km]
Fahrradverbindung von Wardyn zum Bahnhof in Świdwin im Bau (2024-2025).
Białogard verdient nicht nur Aufmerksamkeit, weil Aleksander Kwaśniewski hier geboren wurde. Auch Czesław Niemen, der nach seiner Umsiedlung aus dem heutigen Weißrussland im Jahr 1958 für kurze Zeit hier lebte, hat ein Denkmal. Die Familie Wydrzycki entschloss sich erst zur Umsiedlung, als die Gefahr bestand, dass Czesław in die sowjetische Armee eingezogen werden würde. Seine Schwester und seine Eltern lebten viele Jahre lang hier. Das Denkmal steht vor dem ehemaligen Rathausgebäude aus dem Jahr 1827. Interessanterweise steht der alte Sitz der Stadtverwaltung nicht in der Mitte des Platzes, sondern bescheiden an der Ecke, abgegrenzt von den Nachbarhäusern durch einen hölzernen Uhrenturm. Kein Wunder, denn in den ersten 20 Jahren war das Gebäude nur ein gewöhnliches Kaufmannshaus. Auf dem Platz stehen auch die Ruinen des früheren Rathauses.
Das wichtigste Überbleibsel der Stadtmauer ist das Hohe Tor aus dem 14. Jahrhundert, das auch als Połczyńska-Tor bekannt ist. In der Mauer des Gebäudes befindet sich ein metallener Steigbügel. Er wird mit dem legendären "Krieg der Kühe" in Verbindung gebracht. Was hat es damit auf sich? Überlassen wir es jedem Radfahrer, diese faszinierende Geschichte selbst zu entdecken.
Von Białogard aus lohnt es sich, ein paar Kilometer einzuplanen, um das Museum des Kalten Krieges in Podborsk zu besuchen, das versteckt in den Wäldern liegt. Auf dem Weg dorthin kommen wir an zwei einst schönen Schlössern vorbei - einem vernachlässigten in Żyletków und einer Ruine in Dobrów. Das Ziel unserer Abstecher ist identisch mit den berühmten Bunkern bei Borne Sulinowo, in denen während des Kalten Krieges Atomsprengköpfe untergebracht waren. In Polen gab es insgesamt drei solcher Anlagen mit den Nummern 3001, 3002 und 3003. Nur der Bunker in Podborsk ist in gutem Zustand erhalten. Er ist derzeit für die Öffentlichkeit zugänglich (von Mai bis Oktober) und ist sehr beeindruckend. Man kann sich nicht nur vorstellen, wie das hier gelagerte Arsenal des Todes aussah, sondern auch etwas über die Pläne für die Atomangriffe der NATO auf Polen oder die Geschichte des unbekannten Helden erfahren, der die Welt vor der nuklearen Vernichtung bewahrte. Eine ideale Ergänzung der Exkursion ist ein Besuch in Kłomin bei Bornem Sulinowo, das in der Nähe der Westseen-Radroute liegt. Allerdings sind die dortigen Bunker in schlechtem Zustand und sollten nicht auf eigene Faust betreten werden!
Der Verlauf der Route besteht aus zwei Etappen von ähnlicher Länge, aber unterschiedlicher Qualität: Von Białogard aus fährt man auf einer wenig befahrenen Kreisstraße durch ein angenehm hügeliges Gelände, vorbei an alten Kirchen und Palästen. In Rabin kann man an einem Palast aus dem frühen 20. Jahrhundert und in Lipie an einer mittelalterlichen Kirche aus dem Jahr 1462 Halt machen. Der zweite Teil der Route beginnt nach der Überquerung der Woiwodschaftsstraße Nr. 152, vor Połczyn-Zdrój. Hier treffen wir auf einen nagelneuen Radweg, der der ehemaligen Eisenbahntrasse von Świdwin folgt. Vor dem Ortseingang biegt die Route nach rechts ab und führt uns auf den ehemaligen Bahngleisen direkt nach Złocieniec. Es lohnt sich jedoch, in die Stadt zu fahren, um einen Spaziergang entlang der magischen Straße der Regenschirme zu machen, die über der Promenade hängt, oder um die Reize des Kurortes zu genießen und sich im Kurpark zu entspannen. Wenn wir nicht am Steuer saßen, konnten wir die Produkte der örtlichen Brauerei probieren, die ihren einzigartigen Geschmack dem örtlichen Mineralwasser verdankt. Die Brauerei war an das örtliche Wasserversorgungssystem angeschlossen, was vielleicht zu der sympathischen städtischen Legende beigetragen hat. Angeblich floss dank der Großzügigkeit des Besitzers bei besonderen Anlässen Bier statt Wasser aus den Hähnen. Wir haben keine Beweise dafür, aber es kann nicht schaden, einmal nachzusehen.
Von Połczyn aus führt der Weg entlang eines Bahndamms durch den Drawsko-Landschaftspark. Dies ist eine der ersten Routen dieser Art in Polen - kein Wunder, denn sie ist wirklich faszinierend. Die alten Bahnhöfe sind eine Augenweide, auch wenn sie nicht renoviert wurden. Entlang der Strecke gibt es oft ausgewiesene Rastplätze. Auch jenseits von Cieszyn begegnet man den Geistern der Vergangenheit - direkt an der Strecke kann man die Überreste der nie fertig gestellten "berlinka" sehen - der Nazi-Autobahn, die Berlin mit Königsberg verbinden sollte.
Wer mehr Zeit in der Umgebung von Połczyn verbringen kann, sollte unbedingt die Pommersche Schweiz besuchen, die zu den malerischsten Landschaften in der gesamten Woiwodschaft Westpommern gehört. Hier befindet sich einer der höchsten Hügel Westpommerns - der Wola Góra (219,2 m über dem Meeresspiegel), auf dessen Spitze ein Feuerwachturm errichtet wurde. Hier entspringt auch der Fluss Drawa. Rund um das Tal der Fünf Seen wurde die MTB-Route "Połczyńska Garda" angelegt, die eine interessante, wenn auch anstrengende Abwechslung zum Radfahren bietet. Man kann sie auch zu Fuß zurücklegen und sich wie beim Wandern in den Bergen fühlen.
Verkehrsmittel: Zughaltestellen befinden sich in Białogard (an den Strecken Szczecin - Koszalin und Kolobrzeg - Szczecinek - Poznań) und Rabin (an der Strecke Szczecin - Koszalin) und Złocieniec (an der Strecke Stettin - Szczecinek). Die Verbindungen werden von POLREGIO und Intercity (nur Białogard) betrieben. Die Fahrpläne finden Sie unter https://portalpasazera.pl